Eine der interessantesten
Neueinführungen, die zugleich eine dauernde und wertvolle Bereicherung
unseres Aquarienfischbestandes bedeutet, ist der zur Familie der
Labyrinthfische gehörende Zwergfadenfisch, Trichogaster lalius,
der, was Farbenpracht und Zierlichkeit des Körperbaues anbetrifft,
die übrigen, ihm eng verwandten Guramiarten weit in den Schatten
stellt. Schon die gute Eigenschaft, daß er niemals eine Größe
erreicht, die seine Pflege im Zimmeraquarium als ungehörig erscheinen
ließe, wird sicher nicht verfehlen, die Beliebtheit dieses
reizenden Fischchens bei allen Aquarienfreunden in bedeutenden Maße
zu heben. Im ausgewachsenen Zustande übersteigt die Körperlänge
des Trichogaster lalia niemals 6 cm. Der Körper, seitlich
stark zusammengedrückt, weist auf metallisch schillerndem,
hellblauen Untergrunde eine Reihe (beim Männchen 12 - 13,
beim Weibchen 10 ) schräggestellter, leuchtend orangeroter Querstreifen
auf., die aus lauter kleinen Punkten zusammengesetz erscheinen;
das Flossenwerk, das im Verhältnis zur Körpergröße
ausnehmend gut entwickelt erscheint, ist gleichfalls mit einer Unzahl
kleiner roter Tüpfelchen geziert, mit Ausnahme der farblosen
Brustflosse. Schwanz-, Rücken-und Afterflosse sind überdies
mit einem breiten roten Saume versehen. Wirkungsvoll kontrastiert
mit dieser roten Farbe ein leuchtend blauer Flecken in der Nähe der
Schwanzflosse. Die Bauchflosse ist einstrahlig und läuft in
einem langen die Körperlänge erreichenden Faden aus. Die
Rückenflossenstacheln nehmen nach hinten an Länge zu, der
weiche Teil der Rücken- und Afterflosse ist abgerundet. Die
Brust des Männchens ist tiefblau, des Weibchens silberfarben
mit rötlichem Schimmer, der Faden der Bauchflosse ist bei ersterem
leicht rötlich, bei letzterem farblos. Zur Zeit der Fortpflanzung,
zu der die Fische einer Wassertemperatur von 25 ° C unweigerlich
schreiten, entwickelt das Männchen eine rege Tätigkeit.
Gleich den Makropoden wird aus feinen, mit Speichel überzogenen
Luftbläschen, ein Schaumnest zur Aufnahme des Laiches errichtet.
Doch um dasselbe zu festigen und vor einem vorzeitigen Zerfall zu
bewahren, wird vorher aus geeigneten Pflanzenteilen und Fadenalgen
ein kunstvolles Floß gebaut, dessen Seiten, das Schaumnest
umschließend, etwas ins Wasser hineintragen und auf diese Weise
gleichzeitig ein verlassen des Nestes von Seite der vorwitzigen Jungbrut
vor der Zeit wirksam verhindern. Das Floß liegt über dem
Schaumnest und ragt, einen flachen Kegel bildend, ca. 2 cm über
die Wasserfläche empor. Beim Nestbau wird Riccia fluitans hauptsächlich
bevorzugt, was bei Bepflanzung des betreffenden Zuchtbeckens nicht
außer acht zu lassen ist. Nach fertigstellung des Nestes wird
das Weibchen, das bis dahin zu beschaulicher Untätigkeit verurteilt
war, erst in Güte, und wenn das nichts nützt,
mit Gewalt gezwungen, sich behufs Laichabgabe unter das Nest zu begeben.
Nach erfolgter Befruchtung, darf das Weibchen wiederum nicht in die
Nähe des Nestes kommen, falls es nicht eine scharfe Zurückweisung
seitens des um das Wohl seiner Nachkommenschaft ängstlich besorgten
Vaters hervorrufen will. Aus diesem Grunde ist es ratsam, das
Weibchen sofort nach der Laichabgabe aus dem Zuchtbecken zu entfernen.
Die Jungen schlüpfen in ca. 24 Stunden aus den Eiern und werden im
Neste vom Vater bewacht und zusammengehalten. Nach 2 - 3 Tagen erlischt
aber die Vaterliebe des Männchens, dasselbe kümmert sich
nicht mehr um die Brut und kann mit dem Weibchen wieder vereinigt werden.
Die Brut, die so klein ist, daß man sie mit freiem Auge
kaum wahrnimmt, wird nun sich selbst überlassen. Das Wachstum
ist ein äußerst minimales. Die Aufnahme sichtbaren Futters
erfolgt erst mit Ablauf der 3. Woche. Das Aquarium soll reich bepflanzt
und veralgt sein, damit anfangs genügend Nahrung vorhanden sei.
Späterhin verfahre man genau wie bei der Aufzucht junger Makropoden,
nur behalte man stets das eine im Auge, daß die jungen Trichogaster
lalius bedeutend zarter und empfindlicher sind. Nach 6 - 8 Wochen
bereits kann mit sehr fein geschabtem Rind- oder Kalbfleisch zugefüttert
werden, obzwar lebendem Futter stets der Vorzug zu geben ist. Trichogaster
lalius ist kein Pflanzenverächter und nimmt von Zeit zu Zeit auch
vegatibilische Nahrung zu sich. Nötige Wassertemperatur 20 -
30 ° C. Ein Sinken von unter 20° verträgt er vorübergehend
ganz gut, büßt aber dabei viel von seiner Munterkeit und
Farbenpracht ein. Daher sollte er ausschließlich in Aquarien
mit Heizvorrichtung gehalten werden.
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