Rückblick auf die Jahre 1900 - 1908
Jahrbuch für Aquarien - und Terrarien-Freunde

Knurrender Gurami


 
 Ctenops vittatus, gemalt v. Pittrich  1900
Trichopsis vittatus                

Im Juni 1900 führte Hans Stüve, Hamburg, ein Fischchen aus Hinterindien ein,  daß selbst den höchsten Anforderungen der durch die letzten Importe stark verwöhnten Aquarienfreunde voll und ganz gerecht werden dürfte, sowohl was Farbenschönheit, als auch was Originalität des Aussehens und interessante Lebensweise anbetrifft. Die Redensart "stumm wie ein Fisch" wird durch Ctenops vittatus ad absurdum geführt, denn zur Zeit der Minne begnügt sich das Männchen nicht mit dem lautlosen Instreffenführen seiner körperlichen Vorzüge, sondern sucht durch deutlich wahrnehmbare Knurrtöne auch hörbar seine Zuneigung zum Ausdruck zu bringen. Überhaupt erweist sich Ctenops vittatus als überaus galanter Ehemann, der niemals die dem zarteren Geschlechte schuldige Rücksicht außer acht läßt, jedoch gegen seine Geschlechtsgenossen ein sehr unverträgliches Wesen zur Schau trägt, dabei an Mut und Todesverachtung den Kampffisch weitaus übertreffend.  Der Kampf der Männchen untereinander endet meist mit dem Tode des einen Teils, oft zahlt aber auch der Sieger seinen Erfolg mit dem Leben, wenigstens mit der Einbuße eines Teils seiner Flossenpracht.   Die gefällige Färbung, Rücken olivgrün, Seiten gelblichbraun, Unterseite weißlich, wird durch drei schwarze Längsstreifen, die in der Intensivität der Färbung häufig wechseln, manchmal kaum wahrnehmbar sind, wesentlich gehoben.  Das Flossenwerk ist durchgehends, auf hellerem Untergrunde, dunkelbraun getüpfelt.  Der Kopf ist länglich; die Kiefer des spitz zulaufenden Mundes sind mit kleinen Zähnchen versehen.  Das ungewöhnlich große Auge erstrahlt in leuchtend grüner Farbe.  Seitlich ist der zartbeschuppte Körper stark zusammengedrückt.  Die abgerundete Schwanzflosse nimmt fast ein viertel der Schwanzflosse ein, die in einer Spitze endende Afterflosse reicht bis über die Mitte der Schwanzflosse hinaus, die Rückenflosse hat eine geringere Basisausdehnung, ist nahe der Schwanzflosse angesetzt und endet gleichfalls in eine zierliche Spitze.  Die Brustflossen sind klein, die Bauchflossen hingegen gut entwickelt.  Das Weibchen ist matter in der Farbe.  Die temperatur des Wasserssoll nicht unter 20° C sinken, reiche Bepflanzung, Sonnenschein und Altwasser sind Hauptbedingungen.  Als Nahrung kommt ausschließlich animalisches Futter in Betracht, Daphnien, chabefleisch,Regenwürmer etc.; besonders letztere sollen nach P. Arnolds, Hamburg, Angaben gerne genommen  und  jedem andern Futter vorgezogen werden.  Gleich dem stammverwandten Makropoden baut Ctenops vittatus, wenn möglich unter einem Blatte, ein Schaumnest, jedoch mit viel wenigen Sorgfalt und Ausdauer, auch besteht dasselbe nur aus wenigen großen Schaumblasen, die manchmal sogar einen Durchmesser von 1 cm erreichen, jedoch leicht zergehen und nichts als eine schaumige Masse auf dem Wasser zurücklassen. Nach erfolgtem Nestbau wird das Weibchen vom Männchen unter Liebesspielen und deutlich hörbarem Geknurre sanft unter das Nest gedrängt.  Kopfaufwärts  stehen beide eine Weile unter dem Nest.  Plötzlich biegt  das Männchen den Körper leicht nach dem Weibchen, die weißen Eier treten heraus, werden vom Männchen befruchtet, aufgefangen und ins Nest getragen.  Die Jungen schlüpfen bei einer Temperatur von 24 - 30° C nach ca.  48 Stunden aus, hängen anfangs mit dem Schwanz nach untem im Nest und nehmen in ca. 2 Tagen eine waagerechte Lage an.  Nach Mitteilung des Herrn Paul Schäme, Dresden, nehmen die jungen Fische die Pflege der Elterntiere lange in Anspruch und werden von letzteren, sobald Gefahr droht, sofort in ein anderes eilig erbautes Nest übertragen.  Die alten Tiere scheinen ihre Jungen nicht aufzufressen, und empfiehlt der obengenannte Züchter, die Brut der Pflege der Alten zu überlassen, da er dabei  bessere Erfahrungen gemacht hat, als wenn er sie getrennt aufzog.  Ctenops vittatus ist gegen Druck und Temperaturwechsel ungemein empfindlich, jedoch läßt sich hoffen,  daß auch dieser Fisch mit der Zeit widerstandsfähiger wird.Herr Paul Schäme, Dresden, hat diesen Fisch  bereits mit gutem Erfolge zur Fortpflanzung gebracht und auch in Zimmerqauarien hat sich derselbe bereits züchten lassen, so daß mit Recht geschlossen werden kann,  daß Ctenops vittatus in Kürze  um billigeren Preis als bis jetzt  zu erhalten sein wird.

Nachtrag

Der obige Artikel ist im Original wiedergegeben

  Jungaquarianer sollten erkennen,   daß diese Beschreibung des Knurrenden Guramis vor 100  Jahren erfolgte!
 

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